Finstere Aussichten für deutsche Energiepolitik
- Politisches Mittagsgespräch mit MdEP Herbert Reul -
Die politischen Mittagsgespräche im Arbeitnehmerzentrum Königswinter (AZK) sind immer
interessant und lohnen sich. Hochkarätige Referenten, in der Regel der CDU zugehörig, referieren über heikle Themen.
Im Februar 2010 war MdEP Herbert Reul, Vorsitzender des Ausschusses Energie und Wirtschaft des
Europäischen Parlaments, in Königswinter. Sein Eingangsstatement: „Ohne Energie keine Arbeitsplätze!“.
Energiebedarf
Kein Land kann die Energiepolitik alleine betreiben. Der Energiehunger
der Schwellenländer ist groß und 2050 wird sich der heutige Energiebedarf aufgrund der höheren Ansprüche in China und Indien verdoppeln. Auch die dann auf der Erde lebenden 9 Mrd. Menschen
(derzeit 6,8 Mrd.) benötigen mehr Energie. Es ist eine Abkehr von der Kohle zu beobachten. Das liegt auch daran, dass derzeit nur in Deutschland und Polen größere Mengen an Braun-
und Steinkohle abgebaut werden und man der Kohle einen umweltunfreundlichen CO2-Ausstoß nachsagt.
Die Energie der Zukunft muss
- versorgungssicher
- wirtschaftlich
- umweltentlastend
sein, wobei alle drei „Anstriche“ in der Wertung gleich zu behandeln sind.
Bei der Versorgungssicherheit äußerte Reul bestimmte Bedenken, wenn es darum geht, Gas aus Russland
zu beziehen. Hat doch die „Gaskrise“ im vorletzten Winter aufgezeigt, dass hier große Schwachstellen vorhanden sind.
Strom aus der Wüste im Rahmen des DEVOTEC-Vorhabens bezeichnete Reul als interessantes Projekt.
Allerdings müssten die Fragen des Stromverlustes und des Baus der Leitungen noch weiter erforscht werden.
Für die deutsche Strompolitik hatte Reul wenig Verständnis. Bezug nehmend auf die jüngsten Äußerungen
des Umweltministers Norbert Röttgen, baldmöglichst aus der Atomenergie auszusteigen, hielt er nicht viel –
er war sogar darüber verärgert. Aber die Europäische Union hat keine Zuständigkeit im Bereich Energieversorgung.

Die Industrie braucht Energie. Ist diese nicht vorhanden, wandert die Industrie ab. So gibt es
beispielsweise in Deutschland kaum noch Aluminiumwerke, weil diese einen hohen Energiebedarf haben.
Reul lobte den hohen Anteil Frankreichs an der Kernenergie (etwa 80 %). Diese sei
umweltfreundlich und verfügbar.
Auf eine Frage von mir, was er denn von den Ergebnissen des Weltklimarates halte, zumal ja der
strenge Winter in diesem Jahr zeige, dass offensichtlich die CO2-Belastung der Atmosphäre nicht für die Klimaerwärmung verantwortlich ist, bemerkte Reul,
dass innerhalb der EU alle Umweltfragen in einer anderen Generaldirektion behandelt werden würden und es deshalb auch in der Europäischen Kommission und natürlich auch beim Europäischen Parlament
unterschiedliche Auffassungen geben würde. Es klang aber durch, dass Reul auch der Meinung war, dass aufgrund der derzeitigen niedrigen Temperaturen, trotz der hohen CO2-Belastung, die CO2-Problematik noch weiter erforscht werden müsste.
Zusammenfassung
Der Vortrag von MdEP Herbert Reul war informativ und umfassend. Mit der deutschen Energiepolitik ist Reul
nicht ganz so einverstanden. Bis auf weiteres ist man auf die Kernenergie angewiesen.
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