Kernenergie nutzen
- aber Rot/Grün ist dagegen -
Man spricht wieder über die Erzeugung von Energie durch Kernkraft. Doch die Auffassung über die weitere Nutzung der
Kernkraftwerke zwischen den Rot/Grünen-Parteien und den anders denkenden (CDU/CSU und FDP) ist so gravierend, dass ein Konsens schwierig zu erreichen sein wird – obwohl vieles für die weitere
Nutzung und den Neubau von Kernkraftwerken spricht. Übrigens steht Deutschland mit dem Ausstiegsbeschluss mit seiner Meinung allein da in Europa (und der Welt)!
Das waren wohl die wesentlichen Ergebnisse der Wintertagung des Atomforums, einer Interessengemeinschaft der Betreiber
von Kernkraftwerken. Auf der Tagung Anfang Februar 2007 in Berlin sprachen und diskutierten hochrangige Vertreter der Parteien (Bärbel Höhn (MdB), stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bündnis
90/Die Grünen und Erwin Huber, Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie des Freistaates Bayern (CSU)), des Europäischen Parlaments (Herbert Reul (MdEP),
energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament) und der Wirtschaft (DIHK-Präsident Georg Braun). Hinzu kamen namhafte Professoren aus der Wirtschaft.
Dass draußen gegen die Tagung im Maritim Hotel demonstriert wurde, merkten die Tagungsteilnehmer nicht, weil die
Behörden die Demo auf die 150 m entfernt liegende Allee „Unter den Linden“ verlegt hatten.
Dr. Walter Hohlefelder, Präsident des Deutschen Atomforums, und unter der früheren Umweltministerium Angela Merkel
hoher Beamter im BMU, betonte einleitend, dass das Thema Energiepolitik aufgrund jüngster Problemfälle wie Abschaltung von Gas durch russische Lieferanten und Reduzierung der CO2-Emissionen
ganz oben auf der politischen Agenda stehen würde. Im Sommer werde es in Deutschland einen weiteren Energiegipfel geben, den die Bundeskanzlerin persönlich leiten werde. Anforderungen an die
Energieerzeugung seien Umweltfreundlichkeit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit – alles Merkmale, die die Kernkraftwerke erfüllen würden.
Ganz anderer Meinung war dagegen Staatssekretär Matthias Machnik (SPD) vom BMU. Er sah keinen Grund, von dem
Koalitionspapier (Ausstieg aus der Kernenergie) abzuweichen. Dafür gab es keinen Beifall.
Diesen erntete Erwin Huber (Bayerischer Anwärter für die Nachfolge von Edmund Stoiber als CSU-Chef). In Bayern, so
Huber, werde etwa 80 % des Energiebedarfs aus Kernkraftwerken abgedeckt. Dank der geographischen Lage erfolge ein hoher Anteil aus Wasserkraft. Bayern habe, so Huber, auch aufgrund der
wirtschaftlichen Energieerzeugung sich von einem Agrarland in ein Industrieland mit einer gut florierenden Wirtschaft entwickelt. Dabei liege die CO2-Belastung unter der des
Bundesdurchschnitts. Will man den wirtschaftlichen Aufschwung weiter fördern, so müssen auch die Kernkraftwerke weiter betrieben werden dürfen. Andernfalls werde „Volksvermögen“
unsinnigerweise vernichtet und die Strompreise würden weiter steigen.
Interessant auch die Ausführungen von Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Gerade der Mittelstand sei auf preisgünstige Energie angewiesen (beispielsweise betragen in einer Bäckerei die Energiekosten 10 bis 15 % des Materialaufwandes) und er forderte deshalb, dass in
einem Energiemix die Kernkraft erhalten bleiben müsse. Scherzhaft bemerkte er hierzu, dass ihm der Naturschutzbund NABU einen „Ehrenpreis“ für seine Auffassung (= Ausstieg aus dem
Ausstiegsbeschluss) verliehen hätte.
In der abschließenden Podiumsdiskussion trafen die unterschiedlichen Meinungen zur Kernkraft nochmals ganz krass
aufeinander. Bärbel Höhn setzte sich für einen weiteren Ausbau alternativer Energien ein. Allerdings war ihre Argumentation, wie man mit Windkraft (die ja nicht immer verfügbar ist) eine
Grundlast in der Stromversorgung decken wolle, nicht schlüssig. Auch ihr Vorschlag, dass man Windkrafträder der ersten Generation durch leistungsstärkere ersetzen soll, fand nicht die Zustimmung
der anderen Teilnehmer und der Diskussionsrunde.
Unterschiedlicher konnten die Meinungen der Referenten und Diskussionsteilnehmer der Wintertagung des Atomforums wohl
nicht sein – aber der weitaus überwiegende Teil der Teilnehmer war für die Fortsetzung des Energiemixes mit Kernenergie – andernfalls droht Deutschland ein wirtschaftlicher und
umweltbezogener Abstieg in Europa. Im übrigen habe eine Meinungsumfrage ergeben, dass 61 % der Bevölkerung für die Beibehaltung der Energieerzeugung durch Kernkraftwerke ist – bis andere
Energiequellen gefunden werden. Ein Abschaffen der Kernkraftwerke würde die Erzeugerpreise für Strom gewaltig erhöhen (eine kw/h aus Kernenergie kostet 3 Cent und eine solche aus Windkraft 19
Cent) und das wollen weder private Stromabnehmer noch der Mittelstand und schon gar nicht die Industrie. Auch würde es ein Energieloch geben und Energie müsste aus dem Ausland eingeführt werden.
In diesem Zusammenhang wurde auch darauf hingewiesen, dass in den neuen Beitrittsländern zur EU neue Kernkraftwerke in Bau seien.
In seinem Schlussplädoyer betonte Dr. Walter Hohlefelder nochmals, dass die Energieerzeugung aus Kernkraftwerken
umweltfreundlich, wirtschaftlich und immer verfügbar sei. Im übrigen wies er auf den hohen Sicherheitsstandard der deutschen Kernkraftwerke hin. Beispielsweise könnte ein Zwischenfall wie in
Tschernobyl oder auch der jüngste Zwischenfall in Forsmark (Schweden) in einem deutschen Kernkraftwerk nicht geschehen.
Eine Auswahl von Bildern, angefangen von den Rednern Dr. Walter Hohlefelder(Tagungsleiter),
Prof. Dr.Jürgen Falter(Uni ). Bärbel Höhn(MdB,Die Grünen), Erwin Huber(Wirtschaftsminister Bayern,CSU), Matthias Machnik(Staatssekretär BMU,SPD), Georg Braun(Präsident DIHK) ,vom Dessert
zum Abendessen bis hin zur Demo gegen die Tagung auf der Allee ‚Unter den Linden’.
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