Warum nicht mal Libanon?
Ein wiedergeborenes Land – es lohnt sich!
Ein neues Land reizte uns und nach dem Studium des Reiseprospektes von
Phoenix sollte es in den Libanon gehen. Wir mussten den ersten Termin, den wir schon im Oktober gebucht hatten und der anlässlich des Geburtstages von
Geschi stattfinden sollte, verschieben, weil Karneval war und Cora und Michael das Prinzenpaar vom Oberhau wurden. So ging es Ende März los, was vom
Klima/Wetter her besser war – aber immer noch zu früh. Wir hatten viel Schnee und Regen und der einzige im Winter befahrbare Pass über das Libanon-Gebirge machte uns Probleme.
Es gab „Warnungen“ von vielen Freunden, weil der Libanon zu gefährlich sei. Der letzte Krieg mit Israel war
gerade mal 2 ½ Jahre her und der unendliche Bürgerkrieg endete 1995. Es ging alles gut: In Sidon gab es
während unseres Aufenthaltes einen Anschlag auf ein Mitglied der Hisbollah und auch nördlich von Beirut soll es
eine Schießerei mit Drogenkurieren gegeben haben. Aber hatten wir nicht 1 Woche vor unserer Reise einen Amoklauf eines Schülers in Winnenden (BW) mit 16 Toten?
Wir waren von der Reise kreuz und quer durch das kleine Land (200°km mal 70 km) angenehm überrascht und
haben viele schöne Eindrücke mit nach Hause genommen. Ausgangspunkt für alle Touren war unser Stadthotel in Beirut inmitten der Einkaufsgegend Hamra. Unsere Reisegruppe bestand aus „nur“ 13 Personen. Das machte
das Reisen angenehm, zumal die Gruppe sich gut vertrug. Reiseleiter war Hamil (68), ein weit gereister und
gebildeter Libanese, der auch in Biberach (Schwaben) gelebt hatte und die deutschen Gewohnheiten sehr gut
kannte. Er hatte eine Woche vor uns eine deutsche Gruppe mit dem Alt-Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker begleitet. Wir fuhren mit einem kleinen Magirus-Bus, der wendig war und von unserem Fahrer Ismael durch die engen Straßen in Beirut und schwierigen Gebirgsstraßen gefahren wurde.
Wir merkten bald anhand der ausgezeichneten Erklärungen von Hamil, dass das Land aufgrund der
unterschiedlichen Religionen (christlich und moslemisch) und Religionsgemeinschaften (Maroniten, Orthodoxe,
katholische und protestantische Christen, Sunniten, Schiiten) und der Rassen (Araber, Europäer, Armenier, und
andere) ein Pulverfass war und ist. Hinzu kam der Konflikt mit Israel, das das Land wiederholt besetzt hatte. Und
die Vielfalt der Gruppierungen sowie der Konflikt mit Israel und der Einfluss der Syrer führte letztendlich dazu,
dass es zwischen 1982 und 1990 einen Bürgerkrieg gab, der das Land zerstörte und 100.000 Tote forderte.
Beirut war weitestgehend wieder aufgebaut und es wurden immer noch riesige Wolkenkratzer erstellt. Das Viertel
um das Parlament hatte eine neue Moschee bekommen und die Cafes am Place Etoile gaben das Flair von
Paris wieder. Auch an der Hauptgeschäftsstraße Hamra zeigten die Geschäfte westliche Mode und die Frauen flanierten wie in Paris, London oder Hamburg.
Im Gegensatz dazu Muslime in schwarz gekleidet. Auf der Uferstraße war die Vielfalt der moslemisch und
westlich gekleideten Menschen noch größer, hier gab es viele Besuchergruppen aus dem Iran – und da ist ja das Tragen des Kopftuches und schwarzer Kleidung staatlich verordnet.
Die Männer ließen sich mit unseren Frauen fotografieren.
Nicht zu vergessen die uralten Städte am Meer wie Sidon, Tyr, Byblos oder Tripolis mit ihren alten Stadtmauern,
Suks, Moscheen sowie Kreuzritterburgen. Höhepunkt war nach einer Fahrt über einen fast 2.000 m hohen Pass der Besuch des römischen Tempels in Baalbek, gelegen inmitten der fruchtbaren Bekaa-Ebene.
Die Menschen waren angenehm im Umgang mit den Touristen – kein Aufdrängen der Waren und das war gut.
Die Restaurants, die wir anfuhren, waren einfach – aber man will ja mittags nur eine kleine Zwischenmahlzeit zu sich nehmen.
Unser Hotel in Beirut hatte sicher mal bessere Zeiten vor dem Bürgerkrieg erlebt – es war aber alles o.k. und das
Bier schmeckte hervorragend und das „westliche“ Essen, das wir abends bekamen, war auch zu akzeptieren,
einigen schmeckte es und einige unserer Gruppe ließen sogar den leckeren Fisch stehen. Der Wein, der in der
Bekaa-Ebene angebaut wurde, war teurer und sagte uns nicht so zu – aber in einem überwiegend arabisch geprägten Land kann man 1 Woche auch darauf verzichten.
Wir haben das „Land 143“ kennen gelernt und es hat sich gelohnt!
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